Friedrich Schrader

 Zum Ende des 19. und Beginn des 20. Jahrhunderts bildete sich in Konstantinopel eine deutschsprachige Gemeinschaft aus Militärs, Wissenschaftlern, Künstlern und Literaten. Einer dieser "Türkeideutschen" wie sie sich selber bezeichneten, war der Orientalist und Publizist Friedrich Schrader aus Wolmirstedt bei Magdeburg. Er war einer der ersten und  aktivsten Kulturvermittler zwischen Deutschland und dem Osmanischen Reich. Heute ist der Gründer der ersten fremdsprachigen Zeitschrift am Bosporus, dem "Osmanischen Lloyd", weitgehend in Vergessenheit geraten. Geboren 1865 in Sachsen-Anhalt, studiert er Philologie, Orientalistik und Kunstgeschichte und promoviert in Indologie. Um am Amerikanischen Robert College deutsche Sprache und Literatur zu unterrichten, zieht er 1892 nach Istanbul. Der "Freund der Türken" lebte damals gemeinsam mit seiner ersten Frau Pauline, seinem Sohn Wolfgang und nach dem Tod von Pauline mit seiner zweiten Frau Fannitsa, einer gebürtigen Jüdin aus Bulgarien im grünen kaum bebauten Stadtteil Bebek auf der europäischen Seite des Bosporus. Nach politischen Verwicklungen, Rückkehr und Krankheit stirbt er 1922 in Berlin.


شغادار

ناشرٌ و كاتبٌ من فولميرشتديت ضَد السلطانِ,وأحفاده في فالبيرغ-ليست مع نهايةِ القرنِ التاسعَ عشر وبدايةِ القرنِ العشرين تشكّلَ في القسطنطينية تجمّعٌ لمتحدثي اللغةِ الألمانية يضمُّ أدباءَ

 

وفنانين و علماءَ وعسكريين.واحدٌ من أولئكَ الألمانِ الأتراك - كما كانوا يطلقونَ على أنفسهم- كان الكاتبُ و المستشرقُ فريدريش شغادار من مدينة فولميرشتدات القريبةِ من مغديبرغ . شغادار

 

كانَ واحداً من أوائلِ الوسطاء الثقافيين بين ألمانيا والامبراطوريةِ العثمانيةِ وأكثرهم نشاطاً.حالياً .يتوارى مؤسسُ أولِ جريدةٍ أجنبيةٍ في منطقةِ مضيقِ البسفور والتي حَملت الاسمَ لوييد العثماني

 

في طيّاتِ النسيان. المولودُ في ساكسونيا-انهالت عام 1865 درسَ فقهَ اللغةِ لينخرطَ بعد ذلكَ في الدراساتِ الاستشراقية وتاريخ الفن وليحصل فيما بعد على درجةِ الدكتوراه في الأدبِ الهندي.

 

انتقل شغادار عام 1892 إلى اسطنبول بغرضِ تدريسِ اللغةُ والأدبِ الألماني.

 

عاشَ ;صديقُ الأتراك; مع زوجته الأولى بولين وابنهِ ولفجانج وبعد وفاةِ بولين مع زوجتهِ الثانية فانيستا، وهي يهوديةٌ من بلغاريا في حي بيبك الأخضر الذي بني بالكاد على الجانبِ الأوروبي

 

من البسفور. بعد صراعاتٍ سياسيةٍ عديدةٍ وعودةٍ لبلده الأم ومرضٍ أضناه توفي شغادار عام 1922 في برلين.


В конце 19-го и начале 20-го века в Константинополе образовалось немецкоязычное сообщество военных, ученых, художников и писателей. Одним из таких «турецких немцев», как они себя называли, был востоковед и публицист Фридрих Шрaдер из Волмирштедта под Магдебургом. Он был одним из первых и наиболее активных культурных посредников между Германией и Османской империей. Сегодня основатель первого иноязычного
журнала на Босфоре «Османский Ллойд» в значительной степени забыт. После политических осложнений, возвращения и болезни в 1922 году он умирает в Берлине.


At the end of the 19 th century, a German speaking community was formed from military, scientists, artists and
literature specialists in Constantinople. One of the representatives, who called themselves “Turkey-Germans”,
was the orientalist and publicist, Friedrich Schrader, from Wolmirstedt near Magdeburg.
He was one of the first and the most active cultural facilitators in the establishment of cultural cooperation
between Germany and the Ottoman Empire. Nowadays Schrader, the founder of the first foreign language
magazine “Ottoman Lloyd”, is nearly forgotten .
Born in 1865, Friedrich Schrader studied philology, oriental studies, arth istory and obtained a PhD degree in
Indology. He moved to Istanbul in 1865 in order to teach German language and literature at the American
Robert Colleague. At this times, “The friend of the Turks” lived with his first wife Pauline and his son
Wolfgang. After Pauline’s death he married his second wife, a jewish woman named Fannitsa. As political
relations became worse in the young Republic of Turkey, he went back to Germany and in 1922 he died in Berlin.


Friedrich Schrader


Wolmirstedt`li bir yayıncı Sultan´a karşı 19.yüzyılın sonları - 20.yüzyılın başlarında Konstantinopel’de askerlerden, yazarlardan, bilim insanlarından ve sanatçılardan oluşan ve bünyesinde Almanca konuşulan bir cemiyet oluşturuldu. Kendini „Türkiye Almanları" diye tanımlayan bu kişilerden biri de Wolmirstedt´li şarkiyatçı ve yayıncı Friedrich Schrader idi. Kendisi Almanya ve Osmanlı İmparatorluğu arasındaki ilk ve en aktif kültür elçilerinden biriydi. Günümüzde genel olarak unutulmuş, Boğaz´daki yabancı dilde yayın yapan ilk gazete „Osmanischer Lloyd" un kurucusudur. 1865‘de Magdeburg ve Halle´de filoloji, doğu bilimleri ve sanat tarihi okuyan Schrader, doktorasını hindoloji alanında yapar. Amerikan Robert Koleji´nde Alman dili ve edebiyatı eğitimi vermek üzere 1892’de İstanbul´a geçer. „Türklerin dostu" Boğaz´ın Avrupa yakasında, yeşiller içinde kurulu semti Bebek´te ilk eşi Pauline, oğlu Wolfgang ve Pauline’nin ölümünden sonra, Bulgaristan doğumlu bir yahudi olan ikinci eşi Fannitsa ile yaşadı. Siyasi karışıklıklar, geri dönüş ve hastalıktan sonra, 1922 yılında Berlin´de yaşamını yitirdi.


FRIEDRICH SCHRADER – WOLMIRSTEDTER UND WELTBÜRGER MIT TÜRKEIKENNTNIS.

 Magdeburg / Berlin. "Was das türkische Volk braucht, und was seine wirklichen Freunde ihm wünschen, ist Bewegungsfreiheit für seine geistige, politische und materielle Entwicklung, die jetzt total unterbunden ist. Es ist dann alle Aussicht vorhanden, dass es zu seiner Zeit ein brauchbares Mitglied der europäischen Völkerfamilie werden wird." So beschrieb Friedrich Schrader 1900 in "Die Neue Zeit" den politischen Zustand der Türkei. Seine Worte haben noch heute, mehr als 100 Jahre später, Gültigkeit. Denn auch die aktuelle politische Situation der Türkei im Hinblick auf die Verhandlungen zur Aufnahme in die Europäische Union – sei es als privilegierte Partnerin oder als Vollmitglied – sind umstritten. Diesen politischen Weitblick bewies Schrader bereits damals. 

 

Friedrich Schrader erblickte am 19. November 1865 in Wolmirstedt das Licht der Welt. Am Domgymnasium in Magdeburg absolvierte er sein Abitur. Der Sozialdemokrat und Orientexperte beherrschte mehrere Sprachen, darunter türkisch, arabisch und russisch, arbeitete als Schriftsteller, Dozent, Übersetzer und Journalist mehr als zehn Jahre im heutigen Istanbul. 

 

Viel Engagement legt Friedrich Schrader in die deutsch-türkischen Beziehungen. Dabei war ihm jedoch nicht nur die Popularisierung deutscher Kultur im Orient wichtig, sondern auch, die neue türkische Kunst nach Deutschland zu transportieren. So erschienen damals in deutschen Blättern wie der "Frankfurter Zeitung", im "Vorwärts" und in "Die Neue Zeit" sowohl regimekritische Artikel als auch Rezensionen und Berichte über die aktuelle Schriftstellerszene der Türkei. Seine politischen Texte, deren Kritik die osmanische und die deutsche Politik betrafen, schrieb er bis 1908 unter dem Pseudonym "Ischtiraki" – übersetzt der Sozialist. 

 

Sein Ziel war es, durch den euromediterranen Geist der Weimarer Klassik einen Grundstein für einen kulturellen Dialog zwischen Deutschland und dem Orient zu legen. Denn besonders Goethe berief sich ja nicht nur auf die Antike, sondern speziell in seinem Werk "West-östlicher Divan" auf die islamische Tradition. An Schillers 150. Geburtstag inszenierte Friedrich Schrader mit einem türkisch-armenischen Theaterensemble eine Gedenkfeier, die an das Leben und Wirken des Schriftstellers erinnern sollte. Diese Bemühungen brachten ihm sowohl in der heutigen Türkei wie auch in Deutschland Ansehen. So berichtete der Schriftsteller Otto Flake in verschiedenen Essays über Begegnungen mit dem Wolmirstedter am Goldenen Horn. 

 

Positiv bewertete Schrader damals die jungtürkische Bewegung. Diese versuchte er im humanistischen Geist von Goethe und Schiller zu beeinflussen. Heftig kritisierte er die beginnenden Verfolgungen von Nichtmuslimen, vor allem Christen, die bis 1917 im Genozid an den Armeniern gipfelten. 

 

Resigniert über den Rassismus der Jungtürken legte er seine journalistischen Tätigkeiten erst einmal auf Eis und widmete sich als Mitglied der Städtischen Kommission Konstantinopels der Erfassung und Katalogisierung islamischer und byzantinischer Baudenkmäler. Mit einem Team türkischer Experten erfasste Schrader bedrohte Bauwerke der Stadt. Trotz der politischen Entwicklung in Schraders Wahlheimat, dem kranken Mann am Bosporus, pflegte er weiterhin zu nicht-türkischen Intellektuellen freundschaftliche Kontakte. 

 

Dies schärfte auch den Blick für die engstirniger werdende politische Entwicklung unter den jungtürkischen Reformkräften. In seinem Buch "Eine Flüchtlingsreise durch die Ukraine - Tagebuchblätter meiner Flucht aus Konstantinopel", zu der er sich 1918 auf Grund drohender Internierung durch die Entente-M ächte gezwungen sah, schreibt er über "das Unerhörte, was im Orient geschehen war, die fast völlige Vernichtung der armenischen Bevölkerung Kleinasiens." 

 

1919 ist Schrader wieder in Deutschland. Bis zu seinem Tode im August 1922 lebt und arbeitet er in Berlin und schrieb unter anderem für die "Deutsche Allgemeine Zeitung". Dort traf er auch auf den in Salzwedel geborenen Friedrich Meinecke, den späteren Gründungsrektor der Freien Universität Berlin. 

 

Seiner Heimat blieb Schrader bis zuletzt treu. Immer wieder schrieb er Leitartikel für die "Magdeburgische Zeitung", die älteste deutschsprachige Zeitung. Die Vorgängerin der Volksstimme erschien von 1664 bis 1945 ununterbrochen in Magdeburg. Die politische Großwetterlage vor und während des ersten Weltkrieges blieb auch in Deutschland Schwerpunkt seiner Berichterstattung. 

 

Nimmt man nun die Ereignisse in der Türkei der letzten Jahre in den Blick, den Krieg gegen die Kurden im eigenen Land, die Unterdrückung der Alewiten, den Mord am armenischen Redakteur Hrant Dink, ist die Warnung von Schrader nach wie vor aktuell, die er angesichts des nationalistischen Gebarens der jungtürkischen Bewegung und der sie unterstützenden deutschen Militärs niederschrieb : "Wir dürfen auch im Ausland nicht, wie wir bisher getan haben, stets zu der Partei halten, die es auf Vergewaltigung wichtiger Kulturelemente zugunsten der eigenen nationalen Vorherrschaft abgesehen hat. Das wird sich stets rächen, wie es sich in der Türkei gerächt hat. Wir hätten nicht türkischer sein dürfen als der Türke." 

Nachfahren von Friedrich Schrader leben heute nicht mehr in Wolmirstedt. Sein Urenkel lebt in Heidelberg, sein Enkel in Bamberg. Sie wissen nicht mehr viel über ihren Weltenbürger-Opa. Denn Kriegswirren, Flucht und nicht zuletzt seine etwas nebulösen Todesumstände hatten zur Folge, dass es kaum Hinterlassenschaften des Universalgelehrten gibt. Der Urenkel Dr. Jochen Schrader vermutet, dass sich vielleicht noch Material in alten osmanischen Archiven in Istanbul finden ließe, aber wer spricht schon osmanisch – es sei denn, es fände sich ein Turkologe, der sich auf Spurensuche begäbe.